Mit diesem Beitrag startet meine neue Blogreihe „Perspektiven auf soziales Engagement“. In den kommenden Wochen und Monaten werden hier in unregelmäßigen Abständen Menschen zu Wort kommen, die sich auf verschiedene Weise ehrenamtlich und/ oder sozial einsetzen. Ich freue mich sehr, dass Frank Holldorff, Mitgründer der Heidelberger Agentur erdfisch, mir beim gemeinsamen Interview einige Fragen beantwortet hat.

Frank ist mit seinen zwei Mitgründern und aktuell sieben Mitarbeitern seit über zehn Jahren erfolgreich im Bereich Drupal-Entwicklung. Aber nicht nur für seine Unternehmenskunden setzt er sich mit seinem Team ein. Die Agentur erdfisch sponsert auch gemeinnützige Zwecke und ist sozial sehr engagiert. Sowohl in ihrer Branche, als auch bei der Unterstützung von thematisch offenen Veranstaltungen wie dem Barcamp Rhein-Neckar. Warum das so ist und was sie genau machen, erzählt Frank im Interview.

 

Frank, Du hast ein Unternehmen gegründet und aufgebaut. Erklärst Du mir, was die Agentur erdfisch macht?

“Wir realisieren für Unternehmen und Organisationen komplexe Webprojekte, und zwar mit dem Content Management System Drupal. Das tun wir mit unserer ganzen beruflichen Leidenschaft.”

Das heißt, Euch sprechen Unternehmen an, weil sie ein Problem haben. Womit genau?

“Mit unserer Hilfe optimieren Unternehmen und Organisationen ihren Gesamtauftritt im Web mit den dahinter liegenden Arbeitsabläufen. Das können die redaktionellen Abläufe sein, oder die Anbindung von anderen Systemen wie einem Shop oder einem Verwaltungstool.

Wir haben zum Beispiel einen Unternehmenskunden mit einem 60.000 Mitglieder umfassenden Community System. Die hatten die Schwierigkeit, dass sie aufgrund der Größe und Struktur nicht mehr auf das Wissen auf der Plattform zugreifen konnten. Die Informationen waren, einfach erklärt, in ganz verschiedenen Foren verteilt. Alle Mitglieder konnten in den einzelnen Foren mitlesen, mussten sich aber immer extra in diese verschiedenen Foren einloggen. Die Website kam zudem langsam in die Jahre. Wir haben alles neu konzipiert und den Informationsfluss besser gestaltet. Die Mitglieder erhalten nun nach einmaligem Einloggen die Informationen, die sie interessieren, wie in einem Newsfeed präsentiert. Für solche Projekte ist Drupal hervorragend geeignet, und zudem als Open Source Plattform frei.”

Eine aktuelle Frage am Rande: #Glittersport! Wäre das mit Euch anders gelaufen?

“*lacht* Wahrscheinlich nicht! Wir arbeiten eng mit Rechenzentren zusammen, stellen aber keine technische Infrastruktur wie Server bereit. Jedoch stehen wir dem Hosting-Partner unserer Kunden beratend zur Seite und konzipieren die Webprojekte so, dass sie einem Ansturm bestmöglich begegnen.”

Soziales Engagement ist Euch sehr wichtig. Das sieht man nicht nur an einigen Eurer Kunden, sondern auch an gemeinnützigen Zwecken, die Ihr sponsert. Wir haben uns etwas näher kennen gelernt, weil Ihr das Barcamp Rhein-Neckar in den letzten zwei Jahren mit einem Sponsoring unterstützt habt. Warum das Barcamp?

“An Barcamps ist für mich der freie Wissensaustausch über Themen und Hierarchien hinweg so gewinnbringend. Dieser Blick über den Tellerrand. Wir alle sind in unserem Beruf den ganzen Tag stark auf ein bestimmtes Thema fokussiert. Aber da draußen gibt es mehr als unseren beruflichen Alltag. Da gibt es Umweltprobleme, Kultur, Menschen mit anderen Interessen, Fähigkeiten und Sichtweisen.

Es ist für uns bei erdfisch wichtig, uns weiterzuentwickeln. Wir machen das auch thematisch. So richten wir zum Beispiel selbst ein Drupal Business Camp aus, aber: Es ist ebenso wichtig, sich persönlich weiterzuentwickeln. Ein Barcamp ist dabei ein zentrales Instrument. Man lernt ständig Neues.”

Wie ist Eure Kundenstruktur bei erdfisch?

“Wir werden auf unserem Gebiet als Experten wahrgenommen und haben daher viele herausfordernde, spannende Projekte. Die Übereinstimmung unserer Werte mit unseren Kunden ist uns dabei allerdings sehr wichtig. Deshalb arbeiten wir nur für Kunden, mit denen wir uns weitestgehend identifizieren können. Und so haben wir schon für tolle Unternehmen und Agenturen wie z.B trio-interactive, Allianz SE, Seitenbacher Müsli, Zeit Online und den Duden Verlag gearbeitet. Auch eine international agierende Umweltorganisation ist unter unseren Kunden.

Wir arbeiten bei erdfisch alle gerne. Ist mal viel los und es muss dringend etwas fertig werden, bleiben wir erdfische auch länger und machen es fertig. Da muss nichts gesagt werden. Wenn ich aber für etwas arbeiten muss, hinter dem ich nicht stehen kann, dann geht die so wichtige intrinsische Motivation verloren. Wie soll ich gute Leistungen bringen, wenn ich gegen meine Werte handle?”

Was macht Ihr noch im Bereich soziales Engagement?

“Da gibt es Einiges. Vor einem Jahr haben wir zum Beispiel den Zoo Heidelberg pro bono bei ihrer Website unterstützt. Seit kurzem helfen wir dem Verein Typographische Gesellschaft in München, ebenfalls umsonst. Ein weiterer großer, uns sehr wichtiger Punkt ist auch die Community von Drupal. Wir unterstützen die Community mit finanziellem Sponsoring, mit unserem Know how oder auch bei der Organisation von Veranstaltungen. Gerade weil das System kostenlos ist, geben wir gerne etwas an die Community zurück. Das Gefühl, an etwas mitzuwirken, das von vielen tausend Menschen aus aller Welt getragen wird, ist toll.

Unsere Kunden konnten wir damit sogar anstecken. Obwohl unsere Leistungen natürlich eigentlich den Kunden gehören, beteiligen sie sich an der Drupal Community. Das heißt, wir alle wirken zusammen an etwas Großem mit.”

Hand aufs Herz: Möchtest Du die Welt retten? ?

“Ich würde sagen, ich trage meinen Teil dazu bei, dass wir alle gemeinsam die Welt retten können!”

Die Idee von karmajob ist ja, eine Verbindung zwischen gemeinnütziger Tätigkeit und Unternehmen zu etablieren, die für alle Seiten von Vorteil ist. Häufig wird in diesem Zusammenhang von Corporate Social Responsibility gesprochen. Ihr scheint einen für Euch guten Weg gefunden zu haben. Denkst Du, es sollten sich auch andere Unternehmen stärker für gemeinnützige Zwecke engagieren?

“Ich denke, jedes Unternehmen sollte sich einsetzen! Wir als Unternehmen leben ja nicht auf einer Insel, sondern in einem sozialen Gefüge, in dem wir alle voneinander zu einem gewissen Grade abhängig sind. Geteilte Verantwortung fängt bei uns persönlich an, geht aber auch weiter.”

Was würdest Du – ganz allgemein – jemandem raten, der seine Arbeit mit sozialem Engagement verknüpfen möchte? (Als Socialpreneur, als Freiberufler, als Unternehmerin…)

“Ich würde sagen: Wenn du nicht weißt. was Du fördern sollst, dann geh einfach mal auf die Menschen zu, die etwas machen, was Dir Spaß macht und frage, was Du tun kannst. Wir haben ja nicht nur unternehmerische Interessen, sondern auch persönliche. Ich interessiere mich zum Beispiel für Kleinkunst und setze mich dort gerne ein. Und ich denke, jeder kann mit offenen Augen durch die Welt gehen und fragen, was er beitragen kann.

Ich kann zum Beispiel einen Übungsraum für eine Jazzband bereitstellen oder Künstlern anbieten, in meinen Seminarräumen eine Ausstellung zu machen. Oder sie auf einer Veranstaltung vorstellen, sie besser vernetzen. Hilfe ist nicht immer gleich Geld verschieben! Man kann vieles auch mit kleinem Budget tun, um Dinge voranzubringen, die einem wichtig sind.
Zentral dabei aber ist, dass die Hilfe nicht von oben herab kommt. Eine wertschätzende, respektvolle Ansprache soll bei allem gelten. Und ich habe die Erfahrung gemacht, dass es sich lohnt, dranzubleiben, wenn man etwas fördern will. Viele sind nämlich bescheiden und winken erst einmal ab. Hier rate ich: Häufiger nachfragen! Und dann lässt sich auch in kleinen Schritten viel bewegen.”

Frank, ich danke Dir herzlich für das schöne Gespräch!

Mit Frank im Gespräch

Mit Frank im Gespräch, im Fresko Heidelberg und darüber hinaus im Instagram-Filter.

Beitragsbild: privat

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