Du möchtest für einen sozialen Zweck arbeiten? Toll!

Menschen in gemeinnützigen Organisationen bringen eine unglaubliche Menge an Engagement und Begeisterung mit. Entscheidest Du Dich für eine ehrenamtliche Mitarbeit in einem gemeinnützigen Verein oder einer sozialen Initiative, wirst Du dort Leute kennen lernen, die für das, was sie ins Leben gerufen haben, brennen. Darüber hinaus gibt es vor allem in kleineren Initiativen viel diverses Wissen auf sehr kleinem Raum. Denn dort arbeiten die unterschiedlichsten Menschen intensiv zusammen. Du kannst also mit vielen Themen in Berührung kommen, die Dir bis jetzt noch nichts sagen. Der oft zitierte Blick über den eigenen Tellerrand? Nirgends ist er so greifbar wie in kleinen Organisationen voller ehrenamtlicher Mitarbeiter*innen. Und der Einsatz für andere oder für einen guten Zweck kann sich sehr lohnend anfühlen.

Neben der Freiheit, vieles auszuprobieren, neue Fähigkeiten zu lernen und Ideen schnell umsetzen zu können, gibt es aber auch ein paar Punkte, die Du beachten solltest. Mit meinen Studierenden an der PH Heidelberg habe ich im Seminar vor zwei Wochen ein paar Tipps herausgearbeitet, die Dir helfen können, zu überprüfen, ob ein solches Engagement für Dich das Richtige ist.

Keine Angst, ich will niemandem, der sich einsetzen möchte, seinen Enthusiasmus nehmen. Aber Du wirst mit Sicherheit mehr von Deinem Engagement haben, wenn Du Dich vorher damit auseinander setzt.

Tipp 1: Hinterfrage Dich selbst
Warum möchtest Du Dich auf die geplante Weise engagieren? Was sind Deine Motive und welche Erwartungshaltung hast Du? Es kann sehr helfen, sich diese Fragen einmal ganz in Ruhe zu stellen. Manchmal suchen sich Menschen ein neues Projekt, um etwas anderes zu kompensieren. Das ist sicher nicht das schlechteste Motiv! Aber vielleicht wird Deine Energie in diesem Fall zunächst woanders gebraucht.

Tipp 2: Habe Verständnis, auch für Zeitprobleme
Dass Geld in vielen Initiativen ein rares Gut ist, dürfte sich herumgesprochen haben. Das gleiche gilt aber auch für Zeit. Wie flexibel sind Deine Zeitvorstellungen? Die meisten Ehrenamtlichen arbeiten neben ihrer Erwerbstätigkeit und ihren Familien. Mails werden um drei Uhr nachts bearbeitet, wichtige Antworten bleiben aus, Verantwortliche sind manchmal wochenlang schlecht erreichbar. Dafür ist jede Deadline so knapp, dass „gestern“ wohl gerade noch rechtzeitig gewesen wäre. Das klingt genau nach Deinem Job? Na, dann! 🙂

Tipp 3: Kommunikation ist nicht immer einfach
Gerade weil in ehrenamtlichen Projekten oft sehr unterschiedliche Menschen zusammenkommen, kann die Kommunikation untereinander anstrengend sein. Strukturen für die Kommunikation zu schaffen ist sinnvoll, aber in einer bereits bestehenden Gruppe nicht immer möglich. Wer dann auf die 10. „Re:Aw:Aw:Aw:Re:Fw: Eine Frage …“ noch gelassen reagiert, darf sich Zen-Meister*in des Ehrenamtes nennen! Wer in der Lage ist, Missverständnisse und Ärgernisse frühzeitig anzusprechen, wird viel Kraft aus der Zusammenarbeit schöpfen können.

Tipp 4: Selbstfürsorge will gelernt sein
Wie gehst Du mit Dir selbst um? Gerade Menschen mit ausgeprägter sozialer Kompetenz passiert es immer wieder, dass sie sich übernehmen. Es ist nicht selten, dass Menschen nach einer Zeit der Überlastung zunächst ausfallen. Hier ist die Frage, wie gut Du Deine Grenzen kennst, nützlich. Du musst spüren, was Dir zu viel wird – und das frühzeitig. Sonst droht das schnelle Ausbrennen, gerade wenn Du für und mit Menschen arbeiten möchtest, denen es nicht gut geht. Denke bitte daran: Wir haben in Deutschland zwar viele engagierte Ehrenamtliche, aber nur wenige Menschen können diese unterstützen, wenn sie selbst mal Hilfe brauchen.

Tipp 5: Achtsamkeit und Augenhöhe
Dieser Punkt hat viel mit dem ersten Tipp zu tun. Denn die Frage „Warum will ich mich engagieren?“ gibt Aufschluss darüber, wie Du die Menschen siehst. Glaubst Du, das Zusammentreffen mit ihnen könnte Dich bereichern? Deine Fähigkeiten würden dort geschätzt, Du könntest aber genauso vieles für Dich selbst lernen? Möchtest Du Dir neue Ideen, Bekanntschaften, Wissen und Kulturräume erschließen? Dann hast Du die optimalen Voraussetzungen für Begegnungen mit Respekt und Offenheit für alles, was kommt. Beherzige immer, dass kein Mensch gerne als hilfsbedürftig gesehen und bevormundet werden möchte.

Ich hoffe, diese Tipps können Dir helfen, eine für Dich richtige Entscheidung zu treffen! Hast Du weitere Anregungen oder eigene Erfahrungswerte? Dann freue ich mich über einen Kommentar.

 

(Beitragsbild: Weil das ehrenamtliche Engagement eine Freude und keine Enttäuschung sein soll, will dieser Beitrag bei den Überlegungen helfen)

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