Zum ersten Mal ist mir dieses Motto bei einem Seminar für Frauen vor sechs Jahren begegnet. Die Leiterin des Kurses ist Rhetorik-, sowie Atem-, Sprech- und Stimmtrainerin. Ich hatte das Vergnügen, gleich zwei Wochenenden an ihren Seminaren teilzunehmen. Und habe daraus einiges mitgenommen. Unter anderem gebe ich das Motto “Tue Gutes und rede darüber” sehr gerne weiter, nicht nur an andere Frauen. Sondern vor allem an Menschen, die ehrenamtlich arbeiten oder sich für andere einsetzen.

Gerade weiblich sozialisierten Personen wurde in den vorausgehenden Generationen beigebracht, stets bescheiden und möglichst leise zu sein. Daher haben viele Frauen, aber natürlich nicht nur Frauen, den Wunsch, selbst hinter ihre Taten zurückzutreten und bescheiden die Handlungen für sich sprechen zu lassen. Laut in die Welt zu tröten, was wir gerade selbst Tolles auf die Beine stellen – das könnte als unweiblich, aufdringlich oder sogar aggressiv wahrgenommen werden. Ich denke in diesem Zusammenhang immer an diese alten Sprüche aus dem Poesiealbum.

Bescheiden und brav

Bei der Arbeit für andere, sei es Ehrenamt oder Sozialarbeit, haben Frauen wie Männer oft das gleiche Problem. Eigentlich müssten sie tröten, die Werbetrommel für die Sache rühren, bei ihren Freunden erzählen, wofür sie sich einsetzen. Es geht ja schließlich gar nicht um das Selbstbild, das hier poliert wird, sondern um handfeste Hilfe. Wer laut ist, wird wahrgenommen, erhält Aufmerksamkeit und Spenden. Wer zu bescheiden ist, fällt nicht auf. Trotzdem ist das Trommeln für das Gute etwas, das den wenigsten Menschen liegt. Häufig höre ich mich sagen “Aber diese Geschichten müsst Ihr doch erzählen!” und ernte verlegene Blicke. Ach, diese Bescheidenheit …

Das Netz als Ort für gute Nachrichten?

Neben größerer Aufmerksamkeit gibt es aber noch andere, triftige Gründe, das eigene Engagement sichtbar zu machen. Christian Müller hat dazu vor kurzem einen kleinen Artikel und ein Video veröffentlicht. Es geht darin auch um den letzten Wunsch eines gemeinsamen Bekannten, Johannes Korten. Er hatte verstanden, dass das Internet – wichtigstes Kommunikationsmittel unserer Zeit – immer die Inhalte transportiert, mit denen wir es füllen. Damit ist es nur dann ein guter Ort, wenn wir das Gute auch darin teilen. In Christian Müllers Aufruf geht es um diese Sichtbarkeit des Guten: “Geht es Dir gut? Erlebst Du Schönes? Dann sprich darüber. Tust Du selbst Gutes? Dann sprich ganz unbedingt darüber”. Das ist nicht unbescheiden, sondern macht die Welt, in der wir uns bewegen, spürbar zu einem besseren Ort. Im Netz, im “Draußen”, überall.

Vor kurzem hat meine Bloggerkollegin und liebe Bekannte Christa Goede wegen der vielen furchtbaren Nachrichten in der letzten Zeit eine Social-Media-Pause gemacht. In einem Blogpost erklärt sie, warum, und stellt ihre eigenen Leitlinien für Zeiten wie diese auf. Ich lege Dir aus dieser Liste ganz besonders Punkt 5 und 6 ans Herz:

5. Ich denke mehr über die guten Dinge dieser Welt nach. 

6. Ich kommuniziere mehr über die guten Dinge dieser Welt.

Es gibt viel Gutes in der Welt, auf das wir uns konzentrieren können. Aber wenn niemand davon berichtet, wer kann es dann hören, lesen, weiterverbreiten? In diesem Sinne: Tue Gutes. Und rede darüber!

 

Randnotiz: Thomas Mavridis hat über die mögliche Herkunft dieses Mottos, das in PR-Kreisen sehr verbreitet ist, gebloggt.

 

 

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4 Kommentare

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  1. Es ist wie immer eine Gratwanderung. Erzählen ja, aber der Ton macht die Musik. Zu oft erklingt es mir, wenn über Ehrenamt geredet wird, wie Profilsucht im Sinne von “Schaut her, wie toll ich bin. Ich mache XYZ ehrenamtlich. Ich gehöre zu den Guten”. Und wenn ständig neue ehrenamtliche Tätigkeiten erzählt werden, wirkt es auch unglaubwürdig auf mich. Anders ist es, wenn mir jemand erzählt, was er macht und dann auf Nachfrage Erfahrungsgeschichten erzählt, die Licht und Schatten haben. Dann bin ich beeindruckt und zolle meinen Respekt.

    1. Vielen Dank für den Kommentar, Frau B.! Und Entschuldigung für das verspätete Freischalten.
      Ja, tatsächlich kann das natürlich umschlagen. Und dann empfinde auch ich es oft als unangenehm oder sogar unglaubwürdig. Es klingt evtl. ein wenig auf dem Aspekt von weiblicher/männlicher Kommunikation herumgeritten, aber: Über 70% der ehrenamtlichen Helfer sind Frauen, zumindest in Deutschland. Die meisten Frauen, die ich kenne, sind sehr zurückhaltend. Wenn sich Männer in meinem Umfeld engagieren, wird schnell aus der Kleiderspende beim DRK eine humanitäre Hilfsaktion. 🙂 Aber das sind nur meine Erfahrungen, ich stimme völlig zu, dass es am besten ist, authentisch zu bleiben und auch zu erzählen. Es gibt definitiv nicht nur Licht, und das darf auch kommuniziert werden. Es gibt aber eben auch nicht nur Schatten – von den ausschließlichen Schattenseiten berichten häufig nur diejenigen, die nichts tun …

  2. Danke fürs Verlinken und den lieben Kommentar, Julia ;o))
    Bescheidenheit und wann sie nicht angebracht ist wäre mal ein schickes Thema für ein Barcamp … wollen wir?

    Liebe Grüße sendet
    Christa