In Heidelberg kennen ihn mittlerweile die meisten: Den mobilen Fairteiler, oder richtiger: Den „Fairteiler mobil“. Für die Heidelbergerinnen und Heidelberger sind die umgebauten Einkaufswägen mit Dach offene Tauschstationen für Kleidung, Lebensmittel, Bücher und vieles mehr. Für das Reallabor Urban Office ist der Fairteiler mobil noch etwas ganz anderes: Eine urbane Intervention, ein Forschungsprojekt, ein Experiment. Ein Ort, an dem Begegnungen passieren können, eine Art Rückeroberung des öffentlichen Raumes und letztlich eine Veränderung der Gesellschaft.
Für den Podcast CSyeah treffe ich mich mit Malte und Christina an der Ochsenkopfwiese in Heidelberg-Bergheim. Mit Blick auf die Rückseite meines Büros im Dezernat 16 will ich von den beiden für unsere Folge wissen, wie das Teilen über die mobilen Wägen funktioniert. Überraschend für mich: Wie viele Überlegungen hinter diesem Projekt stecken.
Christina West ist wissenschaftliche Koordinatorin und Geschäftsführerin des Reallabors Urban Office am Geographischen Institut in Heidelberg. Sie erklärt im Audio-Interview, wie es zu diesem Projekt kam, und welche Bedeutung der Fairteiler mobil auch für die Wissenschaft hat. Malte Schweizerhof ist wissenschaftliche Hilfskraft. Er begleitet und betreut die Fairteilermobile seit Beginn des Projekts. Wir sprechen über die überraschenden Begegnungen, über die Bedeutung des Teilens für die Gesellschaft und über die persönliche Motivation, offenen Tauschhandel zu initiieren, zu betreuen und zu beobachten.
Hier ein Eindruck des Interviews in Zitaten und Bildern. Das Audio-Interview ist unten in den Beitrag eingefügt. Danke an Christina West und Malte Schweizerhof! Wer mehr über den Fairteiler mobil erfahren möchte, folgt dem Projekt am besten auf facebook. Das Reallabor ist ebenfalls auf youtube zu finden.
„Viele haben sich gefragt, funktioniert das. Ja, es funktioniert. Es hat eine Weile gedauert, bis sich die Menschen getraut haben, etwas aus dem Fairteiler herauszunehmen. Aber jetzt ist es wirklich unglaublich zu sehen, was da alles durchgeht an Klamotten, Büchern, CDs, Essen, sogar an kleinen Geschenken.“ – Malte
„Es geht im Grunde um mobile Wissensorte. Und es geht nicht nur um das Tauschen von Dingen, sondern auch um das Austauschen von Ideen, um unsere Vorstellungen von Stadt, von Räumen, vom Zusammenleben.“ – Malte
„Wir wollen dem öffentlichen Raum wieder mehr Qualitäten zurückgeben, damit durch den mobilen Raum Momente entstehen, die so erstaunen, dass Menschen stehen bleiben und dann Austausch, Ideengenerierung, Wissen entstehen kann.“ – Christina
„Wir sind gefordert: Wir müssen raus aus unserem Elfenbeinturm der Wissenschaft und nicht nur interdisziplinär, sondern transdisziplinär forschen, also mit Menschen außerhalb der Wissenschaft.“ – Christina
„Was sind die relevanten Fragen für eine Entwicklung zu mehr Nachhaltigkeit, zu mehr Zukunftsfähigkeit? Im Grunde teilen wir unsere Forschungsfragen, damit produzieren wir geteiltes Wissen und erfahren jeden Tag neu, was Teilen in der Gesellschaft bedeutet.“ – Christina
„Die Menschen nehmen das Vertrauen wahr, das wir in die Gesellschaft mit dem Fairteiler mobil gesteckt haben. Es wurde von Anfang an anerkannt. Die Sachen werden ordentlich hineingelegt, Müll wird entsorgt und vieles mehr.“ – Malte
„So eine Vielfalt an Begegnungen hatte ich bisher nur in der Zeit, in der ich das Fairteiler mobil Projekt betreue.“ – Malte
„Wir haben schon erlebt, dass Menschen gesagt haben: Ich habe mich immer gefragt, was mit „Nachhaltigkeit“ gemeint sein soll. Jetzt verstehe ich das besser.“ – Christina
„Das Projekt lässt mich ein wenig positiver gestimmt in die Zukunft blicken kann. Es ist ein gelebter Hoffnungsschimmer.“ – Malte